Parkinson und Ernährung: Könnten hochverarbeitete Lebensmittel das Risiko erhöhen?

Illustration gesunder und hochverarbeiteter Lebensmittel mit dem Titel „Ultra processed food and Parkinson’s disease“.
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Selbst schnelle Snacks wie Instant-Suppe oder Energieriegel mögen harmlos erscheinen. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es mehr zu bedenken gibt. Hochverarbeitete Lebensmittel (Ultra-Processed Foods, UPFs) – von Snacks und Softdrinks bis hin zu Tiefkühlgerichten – sind allgegenwärtig in unserer Ernährung. Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass sie nicht nur mit Gewichtszunahme in Verbindung stehen. Neben ihrem Zusammenhang mit Fettleibigkeit, Krebs und Herzproblemen (Fleming, 2025) könnten UPFs auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, frühe Symptome der Parkinson-Krankheit zu entwickeln.

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Was genau sind hochverarbeitete Lebensmittel?

Der Begriff “Ultra-Processed Food” stammt vom brasilianischen Epidemiologen Carlos A. Monteiro. Er beschreibt industriell hergestellte, “verzehrfertige” Produkte, die in der Regel mehr als fünf Zutaten enthalten (Monteiro et al., 2016). Dazu gehören Fertiggerichte, Soßen, Aufstriche, Softdrinks und Snacks wie Schokolade oder Chips mit Geschmackrichtungen. Denn UPFs sind besonders verführerisch: Sie vereinen Zucker, gesättigte Fette und Salz so, dass sie extrem lecker und schwer aufzuhören sind.

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Abbildung 1. Das NOVA-Lebensmittelklassifikationssystem hilft, UPFs von weniger verarbeiteten Lebensmitteln zu unterscheiden.
Quelle: Victor Chang Cardiac Research Institute

Verursachen hochverarbeitete Lebensmittel Parkinson?

Bislang konnte keine Studie beweisen, dass UPFs direkt Parkinson auslösen. Allerdings zeigte eine im Jahr 2025 in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlichte Studie, dass Menschen mit hohem UPF-Konsum häufiger frühe Anzeichen von Parkinson aufweisen als solche mit geringem Konsum (Wang, et al., 2025).

Für diese Untersuchung analysierte Dr. Xiang Gao von der Fudan-Universität in China Daten aus zwei großen, langfristigen US-Studien, die zwischen 1976 und 1986 begonnen hatten. Über die Jahre hinweg füllten die Teilnehmenden Gesundheit und Lebensstilfragebögen aus und nahmen an medizinischen Untersuchungen teil. Gao und sein Team betrachteten 42.853 Personen ohne Parkinson-Vorgeschichte. Das Durchschnittsalter lag bei 48 Jahren, 58% waren Frauen. Darüber hinaus wurden sie bis zu 26 Jahren lang beobachtet, wobei Faktoren wie Schlafstörungen, Verstopfung, übermäßige Tagesschläfrigkeit, Depression und körperliche Schmerzen – mögliche frühe Indikatoren von Parkinson – berücksichtigt wurden.

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Die Forschenden untersuchten die Ernährungstagebücher der Teilnehmenden, in denen detailliert festgehalten war, was und wie oft sie aßen, um den täglichen UPF-Konsum zu ermitteln. Eine typische Portion UPFs entsprach einer Dose Limonade, einer Unze Chips, einem Stück verpackten Kuchen, einem Hotdog oder einem Esslöffel Ketchup.

Die Ergebnisse zeigten einen klaren Zusammenhang zwischen UPF-Konsum und Parkinson: Personen, die viele UPFs aßen (11 oder mehr Portionen täglich), hatten mehr als doppelt so häufig frühe Parkinson-Anzeihen wie jene, die sehr wenig davon konsumierten.

Abbildung 2: Eine ungesunde Ernährung kann langfristig schwerwiegende Folgen haben.

Wie beeinflussen hochverarbeitete Lebensmittel das Gehirn?

UPFs wirken sich über das Darmmikrobiom auf das Gehirn aus – ein Ökosystem aus Milliarden von Bakterien, Viren und Pilzen in unserem Verdauungssystem. Darm und Gehirn sind sich durch den Vagusnerv verbunden, eine Art Kommunikationsautobahn. So wie das Gehirn Signale an den Darm sendet (“Ich habe Hunger”), beeinflusst der Darm die Gehirnfunktion. Er produziert wichtige Hormone und Neurotransmitter, die für Verhalten, Lernen und Gedächtnis entscheidend sind (Needham et al., 2020). Der Nährstoffmangel in UPFs (Vitamine, Mineralstoffe und gesunde Fette wie Omega-3) behindert die Bildung dieser lebenswichtigen Moleküle.

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Man kann sich das Darmmikrobiom wie einen Garten vorstellen. Wenn UPFs überhandnehmen, breiten sich Unkräuter aus und verdrängen die gesunden Pflanzen. Ungesunde Ernährungsgewohnheiten begünstigen die Vermehrung schädlicher Mikroorganismen, die Entzündungen verursachen und das Krankheitsrisiko erhöhen. Untersuchungen mit Menschen, die an Darmentzündungen leiden, haben gezeigt, dass Entzündungen im Darm dazu führen können, dass sich Alpha-Synuclein verklumpt (Espinosa-Oliva et al., 2024). Laut der immer populärer werdenden “Darm-Hirn-Hypothese” könnte Parkinson mit diesen Alpha-Synuclein-Ablagerungen im Darm beginnen, die dann ins Gehirn übergreifen (Oliver et al., 2025). Zudem sind bestimmte Bakterien in einem veränderten Darmmikrobiom mit dem Schweregrad von Parkinson verbunden (Lin et al., 2019).

Abbildung 3: Mikroorganismen leben in Harmonie in unserem Darm. Ein Ungleichgewicht (Dysbiose) wird mit verschiedenen Krankheiten, darunter Parkinson, in Verbindung gebracht. Quelle: Singh et al., Journal of Functional Foods, 2024.

Denken Sie darüber nach, hochverarbeitete Lebensmittel zu vermeiden?

Es ist nicht nötig, jedes verpackte Lebensmittel mit mehr als fünf Zutaten wegzuwerfen. Für einkommensschwache Familien sind UPFs oft eine gute (und manchmal die einzige) Option. Einige Konservierungsstoffe helfen, Lebensmittel frisch zu halten und Schimmel oder Bakterienwachstum zu verhindern.

Wenn Sie bein Einkaufen bewusster vorgehen möchten, helfen diese Tipps:

  • Als Faustregel gilt: Enthält ein Produkt Zutaten, die Sie nicht kennen oder nicht in Ihrer Küche hätten, sollten Sie skeptisch werden. Dazu zählen etwa Emulgatoren, Stabilisatoren oder Geschmackverstärker—ein Hinweis darauf, dass es sich wahrscheinlich um ein UPF handelt.
  • Meiden Sie Zutate mit komplizierten Namen, wie Maltodextrim, Sojaproteinsolat oder gehärtete Fette.
  • Suchen Sie schnelle und gesunde Alternativen. Ein Salatwrap mit Dosenfisch und Avocado ist genauso schnell zubereitet wie eine Instant-Suppe in der Mikrowelle.
  • Kochen Sie öfter zu Hause. Eine mediterrane Ernährung, reich an Vollkornprodukten, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen bei reduziertem Fleischkonsum, kann besonders für Menschen mit Parkinson vorteilhaft sein (Maraki et al., 2023). Mit Essensplannung und Vorkochen lassen sich gesunde Gewohnheiten leichter einhalten.

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Fazit

Jeder kleine Schritt zählt, wenn es um Ihre Gesundheit geht. Lebensmittel zu wählen, die möglichst wenig verarbeitet sind, ist immer eine kluge Entscheidung. Und vergessen Sie nicht, die Zutatenliste zu prüfen: Weniger Inhaltsstoffe bedeuten in der Regel eine gesündere Option.

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