Stoffwechselprodukte bestimmter Mikroorganismen könnten an Parkinson-Entstehung beteiligt sein.
Parkinson, eine neurodegenerative Krankheit, bei der Dopamin-produzierende Nervenzellen zerstört werden, bleibt weiterhin teilweise unverstanden. Während genetische Veränderungen als Auslöser bekannt sind, zeigen 90% der Parkinson-Fälle keinen klaren genetischen Ursprung. Auch Alter und Umweltfaktoren, wie Pestizide und Viren, werden als mögliche Ursachen betrachtet.
Aktuelle Forschungen legen nahe, dass unser Darm eine Rolle spielen könnte. Parkinson-Patienten haben eine andere Darmflora als gesunde Menschen. Einige Stoffwechselprodukte dieser Mikroorganismen könnten selektiv Dopamin-produzierende Neuronen schädigen.
Ein Forschungsteam um Anna-Katharina Ückert von der Universität Konstanz hat ein Stoffwechselprodukt des Bodenbakteriums Streptomyces venezuelae untersucht. Obwohl dieses Bakterium nicht im menschlichen Körper vorkommt, könnten seine Stoffwechselwege denen von Mikroorganismen in uns ähneln.
Die Forschenden isolierten ein spezielles Stoffwechselprodukt dieses Bakteriums und identifizierten es als eine Kombination der Substanzen Aerugin und Aeruginol. Beide Substanzen zerstörten in Laborversuchen menschliche Nervenzellen, insbesondere die Dopamin-produzierenden. Die toxische Wirkung wurde auch in lebenden Fadenwürmern bestätigt, die Parkinson-ähnliche Symptome zeigten.
Diese Entdeckung könnte helfen, die Auslöser von Parkinson besser zu verstehen. „Es ist ein Schritt, um zu verstehen, wie unsere Umwelt und die Mikroben um uns herum Krankheiten wie Parkinson beeinflussen könnten“, sagt Marcel Leist von der Universität Konstanz.
Die Forschung wirft jedoch auch neue Fragen auf. Welche anderen mikrobiellen Substanzen könnten neurodegenerative Krankheiten beeinflussen? Wie interagieren diese Toxine mit unseren Neuronen? Könnte dieses Wissen zu neuen Behandlungen führen?
„Obwohl unsere Studie erst einen Anfang darstellt, ist sie ein vielversprechender Schritt zur Entschlüsselung der molekularen Ursachen von Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen“
Thomas Böttcher von der Universität Wien
Weitere Forschungen sind nötig, um diese Fragen zu klären.
Quellen: Universität Wien LinkedIn, Universität Konstanz LinkedIn.
Environment International, 2023, doi: 10.1016/j.envint.2023.108229
Co-Autoren: Anna-Katharina Ückert’s LinkedIn, Marcel Leist’s LinkedIn, Thomas Böttcher.
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