Schluck-Störungen bei Parkinson: Wenn das Essen, Trinken und Schlucken zum Problem wird …

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Eine Übersicht zu den Hintergründen und Therapieoptionen zu den häufig vorkommenden Schluckproblemen bei Parkinson. Finde unten hilfreiche Tipps und einige Videos zum Thema.

Einfach Essen, Trinken und Schlucken?

Wir werfen zunächst einmal einen Blick auf einen äußerst komplexen Ablauf in unserem Körper. Wie sieht der „normale“ Schluckablauf bei einem gesunden Menschen denn überhaupt aus? Insgesamt geht der normale Schluckvorgang sehr schnell.

Die 3 Phasen des Schluckens:

1. Phase im Mund

Die Flüssigkeit wird in den Mund genommen oder die Nahrung wird zerkaut. Das Schluckgut wird auf der Zunge gesammelt. Nun wird der Schluckreflex ausgelöst. Dabei wird die Zunge an den Gaumen gesaugt, der Nasenraum wird verschlossen, der Kehlkopf hebt sich und die Luftröhre wird vom Kehlkopfdeckel verschlossen.

2. Phase im Rachen

Wurde der Schluckreflex ausgelöst, wird die Nahrung in den Rachen transportiert. Im Normalfall ist nun ausschließlich der Weg in die Speiseröhre geöffnet. Die Luftröhre und der Nasenraum ist verschlossen. Ein Verschlucken ist kaum möglich. Diese Phase dauert nur 0,5-1 Sekunde.

3. Phase in der Speiseröhre

Die Nahrung gelangt in der Speiseröhre und wird von hier aus weiter in den Magen transportiert. Das dauert je nach Konsistenz der Nahrung und Flüssigkeiten insgesamt 4-20 Sekunden.

Schluckstörungen bei Parkinson – Welche Probleme können beim Schlucken auftreten, wenn man Parkinson hat?

Ich habe hier die einige der häufigsten Probleme aufgelistet, die ich bei Parkinson Patienten erlebe. Es kann natürlich noch weitere Schwierigkeiten geben, die nicht erwähnt sind.

  • Das Essen wird nicht „durchgeschluckt“, sondern bleibt im Hals stecken und rutscht nach dem Schlucken unkontrolliert in die Luftröhre.
  • Es bleiben Speisereste in den Wangen zurück, die im Laufe der Zeit ebenfalls unkontrolliert in die Luftröhre gelangen können.
  • Das Schlucken von Tabletten wird zum Problem. Die Medikamente können im Kehlkopfbereich hängen bleiben. In diesem Fall stellt man erhebliche Unterschiede in der Wirkung der Parkinson-Medikamente fest. Es kann vorkommen, dass der Betroffene selbst das gar nicht spürt oder bemerkt.
  • Aus verschiedensten anderen Gründen (steife Muskulatur, ungenügend zerteilte Nahrung, ungünstige Schluckhaltung, etc.) gelangen Speiseteile oder Flüssigkeiten in die Luftröhre (Aspiration) und lösen z.T. heftiges Husten als Schutzreaktion des Körpers aus.

Schluckstörungen bei Parkinson – Was kann man tun, um das Schlucken zu erleichtern und das Verschlucken zu vermeiden?

Ein ganz einfacher Tipp vorweg: Halten Sie sich an das lange bekannte Sprichwort „Mit vollem Mund spricht man nicht!“ Beim Sprechen atmen wir ganz automatisch ein. Wenn Speisen oder Flüssigkeiten dabei im Mund sind, können Teile davon in die Luftröhre eingeatmet werden und es kommt zum Verschlucken.

  • Oft ist es jedoch eine große Herausforderung im Alltag, bei gemeinsamen Mahlzeiten nicht zu sprechen. Es sind Gelegenheiten des Austauschs und des sozialen Miteinanders sind. Sprechen Sie offen über Ihre Schluckprobleme im Kontext Ihrer Parkinson-Erkrankung und passen Sie Ihr Essverhalten an!
  • Bei der Einnahme von Tabletten kann es hilfreich sein, diese mit einem Fruchtmus, z.B. Apfelmus einzunehmen. Lassen Sie die Tabletten in einem Teelöffel mit Apfelmus verschwinden und schlucken sie alles zusammen. Nehmen Sie keine Milchprodukte wie Yoghurt o.ä. für diese „Schluckhilfe“. Eiweißreiche Speisen beeinträchtigen die Wirkung von Parkinson Medikamenten, wie L-Dopa. Und bevorzugen Sie weichere, faserarme und homogene Speisen, um das Kauen und Schlucken zu erleichtern.
  • Erlernen Sie das „Chin Tuck Manöver“. Dahinter verbirgt sich eine ganz kleine Veränderung der Körperhaltung beim Schlucken mit großer Wirkung, die das Schlucken deutlich sicherer macht. Unten finden Sie ein kurzes Video, in dem ich genau zeige, wie dieses Schluckmanöver funktioniert. Es lohnt sich ein bisschen Zeit zu investieren, um es zu üben. Machen Sie es zu Ihrem treuen Begleiter beim Essen und Trinken.
  • Trinken Sie aus Tassen oder Gläsern mit einer weiten Öffnung. Dabei wenden Sie am besten auch das „Chin Tuck Manöver“ an. Aus der Flasche zu trinken, macht den Schluckablauf sehr unsicher und führt häufig zum Verschlucken von Flüssigkeiten.
  • Machen Sie regelmäßig, 2-3x i.d.W., Übungen zu Kräftigung der Zungenmuskulatur und Ansaugübungen der Zunge am Gaumen. Planen Sie die Übungszeiten genau und finden Sie Ihre Übungsroutine. Es lohnt sich! Unten finden Sie einen Link zu einem Video mit den wichtigsten Zungenübungen und zu einem Video mit Ansaugübungen.

Hinweis:

Schluckprobleme sind keine Kleinigkeit! Bei Problemen in diesem Bereich, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt darüber sprechen und Hilfe von ärztlicher und therapeutischer Seite zur Behandlung der Schluckstörung in Anspruch nehmen! Dieser Artikel ersetzt weder den Arztbesuch noch die Therapie!

Über unsere Autorin Esther Grote, Logopädin.

Seit mehr als 25 Jahren beschäftige ich mich mit allen Themen rund um Atmung, Stimme, Sprechen und Schlucken. Ich habe mich im Laufe der Jahre auf die Behandlung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen, vor allem Parkinson und ALS spezialisiert.

Ich begleite meine Patienten oft über mehrere Jahre. Durch diese intensive Arbeit habe ich diese Krankheiten sehr genau kennengelernt. Ich habe erfahren, was es für das Leben der Betroffenen und deren Angehörigen bedeutet, mit Parkinson und anderen Muskelerkrankungen zu leben und es ist mir ein besonderes Anliegen, mein Wissen und meine Erfahrung zu teilen.

Mehr Informationen über mich und meine Arbeit gibt es auf meine Webseite

www.123logopaedie.de



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