Parkinson, eine fortschreitende neurologische und neurodegenerative Erkrankung, bleibt weiterhin eine große Herausforderung für die weltweit ca. 10 Mio. Betroffenen und aber auch für die behandelnden Neurologen in Praxis und Klinik. Im Jahr 2023 haben sich einige Entwicklungen ergeben, die neue Hoffnung für Betroffene bieten, zumindest in der Symptombehandlung der Parkinson Beschwerden. In diesem Beitrag werfen wir einen umfassenden Blick auf die Ansätze in der Parkinson-Therapie, basierend auf aktuellen Erkenntnissen aus dem Ärzteblatt, Quelle zu den Details folgt weiter unten. Nochmal wesentlich tiefer gehen die Empfehlungen in der Parkinson DGN Leitlinie aus dem Herbst 2023.
Derzeitiger Stand der Parkinson-Therapien
Die Standardbehandlung von Parkinson setzt sich hauptsächlich aus einer Kombination von L-Dopa und einem DOPA-Decarboxylase-Inhibitor zusammen, ergänzt durch weitere Substanzen wie Dopaminagonisten, COMT-Hemmer oder MAO-B-Inhibitoren. Diese symptomatischen Therapien helfen, die motorischen Symptome zu lindern, stoßen jedoch bei Langzeitkomplikationen an ihre Grenzen.
Kausale Therapieansätze: Alpha-Synuklein im Fokus
Ein vielversprechender Ansatz in der Parkinson-Forschung ist die Bekämpfung der Alpha-Synuklein-Pathologie. Alpha-Synuklein spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Krankheit, insbesondere in der Aggregation in Lewy-Körperchen. Diverse Studien untersuchen Wirkmechanismen, die auf die Hemmung der Alpha-Synuklein-Herstellung, die Aggregation oder den Abbau abzielen. Beispielsweise hat Buntanetap in kleineren Studien Verbesserungen gezeigt, und auch andere Substanzen wie Anle138b, NPT200–11 und Ambroxol werden intensiv erforscht.
Optimierung der Symptomatischen Therapie
Neue Entwicklungen gibt es auch in der Optimierung der symptomatischen Therapie. Ein Beispiel ist P2B001, eine Fixkombination aus Pramipexol und Rasagilin, die einen signifikant besseren Effekt auf die Motorik zeigte als die Einzelkomponenten. Zudem wurde die Wirksamkeit von Amantadin bei Patienten ohne motorische Komplikationen unter L-Dopa bestätigt. Diese Studien belegen die kontinuierliche Verbesserung in der Behandlung der motorischen Symptome.
On-Demand-Therapie: Schnelle Hilfe bei Off-Phasen
Für die schnelle Behandlung von Off-Phasen stehen neue Optionen zur Verfügung. Seit letztem Jahr ist beispielsweise ein L-Dopa-Pulver in Deutschland erhältlich, das mittels eines Inhalators angewendet wird und eine schnelle Besserung der Motorik ermöglicht. Ein weiteres Beispiel ist der sublinguale Apomorphinfilm, der in Off-Phasen zur schnellen Symptomlinderung eingesetzt werden kann.
Eskalationstherapien: Fortschritte in der Behandlung fortgeschrittener Stadien
In fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit kommen Eskalationstherapien wie die kontinuierliche jejunale Infusion von L-Dopa/Carbidopa (LCIG: Levodopa/ Carbidopa-Intestinalgel) oder die kontinuierliche subkutane Infusion von Apomorphin sowie die tiefe Hirnstimulation (THS) zum Einsatz. Auch hier gibt es technische Fortschritte, die eine effektivere und individuellere Behandlung ermöglichen.
Nichtmotorische Parkinson-Symptome und ihre Behandlung
Parkinson geht auch mit einer Vielzahl von nichtmotorischen Symptomen einher. Neuerungen in der Behandlung dieser Symptome umfassen unter anderem computerbasiertes kognitives Training, kognitive Verhaltenstherapie mittels Telemedizin, nächtliche Infusionen von Apomorphin zur Förderung des Schlafs und den Einsatz von Probiotika zur Unterstützung der Darmmotilität.
Neuartige diagnostische Methoden in der Parkinson-Therapie
2023 brachte auch Fortschritte in der Diagnostik von Parkinson. Die Früherkennung der Erkrankung spielt eine entscheidende Rolle, da sie eine frühe und zielgerichtete Behandlung ermöglicht. Neue bildgebende Verfahren und Biomarker-Analysen tragen dazu bei, die Diagnose von Parkinson zu präzisieren und den Verlauf der Erkrankung besser zu überwachen.
Digitale Gesundheitstechnologien und ihre Rolle
Die Integration digitaler Technologien in die Parkinson-Therapie nimmt zu. Wearables und Apps ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung und Datenerfassung, die sowohl für die individuelle Therapieanpassung als auch für Forschungszwecke wertvoll sind. Sie helfen, motorische und nichtmotorische Symptome im Alltag der Patienten genau zu erfassen und Therapien entsprechend anzupassen.
Die Bedeutung von Übung und Physiotherapie
Physiotherapie und regelmäßige körperliche Betätigung sind wichtige Säulen in der Behandlung von Parkinson. 2023 hat gezeigt, dass spezifische Übungsprogramme, die auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind, wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Sie helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und die motorischen sowie nichtmotorischen Symptome zu mildern. Vor kurzem hatten wir ja bereits über die erstaunlichen Erfolge vom Tai Chi in der Parkinson Therapie berichtet.
Ernährung und Parkinson
Die Rolle der Ernährung bei den verschiedenen Parkinson-Therapien wird zunehmend anerkannt. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Antioxidantien und entzündungshemmenden Lebensmitteln, kann positive Effekte auf die Symptomatik haben. Weiterhin wird die Bedeutung des Mikrobioms im Darm für die Entwicklung und den Verlauf der Parkinson-Krankheit erforscht. Siehe auch diesen Artikel zur Bedeutung des Darms.
Patientenbeteiligung und Selbstmanagement
Die Einbeziehung der Patienten in die Behandlung und das Management ihrer Erkrankung ist ein wesentlicher Aspekt. Selbstmanagement-Programme, die Patienten helfen, ihre Symptome zu überwachen und mit ihrer Krankheit umzugehen, gewinnen an Bedeutung. Dies fördert das Verständnis und die Selbstwirksamkeit der Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung.
Fazit und Ausblick
Die Parkinson-Therapie hat 2023 Fortschritte erlebt. Von neuen pharmakologischen Ansätzen über verbesserte diagnostische Methoden bis hin zu digitalen Technologien und der Betonung von Physiotherapie und Ernährung – die Behandlung von Parkinson wird zunehmend umfassender und es gelingt eine Optimierung in der symptomatischen Behandlung. Diese Entwicklungen verbessern zwar die Lebensqualität der Betroffenen, können aber die Progression von Parkinson weiterhin weder bremsen noch stoppen.
Alle medizinischen Details findet Ihr im Originalartikel beim Ärzteblatt, Therapie des Morbus Parkinson – Viel in Bewegung, Link
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